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Ahoi!

Mit Kreativität, Neugier und Tatendrang im Gepäck erkunde ich die Welt – offen für das Unvorhersehbare, das Spielerische, das Unerwartete. Ich jongliere mit Worten, experimentiere mit Stoffen, setze neu zusammen, gestalte. Nicht aus dem Drang nach Perfektion, sondern aus purer Freude am Entdecken und Verbinden.

Was mich antreibt? Die Lust, Dinge anders zu sehen – und andere damit anzustecken. Ob beim Sticken eines einzigartigen Musters, beim Schreiben oder beim Erkunden unbekannter Landschaften: Die Welt ist voller Überraschungen. Ich liebe es, Neuland zu betreten.

Was ich nicht mag? Zwiebeln und Routine. Und zu viele Termine. Aber alles andere? Her damit!

Fehler fahren mit lokaler Nachtblindheit

Ich humple mit meiner entzündeten Idee zum Fahrrad. Der Fuss beginnt misslich. Glücklicherweise kam mir die Idee, den Fehler mitzunehmen, denn den kann ich noch fahren. Ein Zwischenhalt folgt, bei dem ich vergessen hatte, dass er so hügelig ist. Runter komme ich ohne Wochenende. Leider hat die Besserung zu, dafür ist die Dunkelheit offen und sogar gratis. Dies entspannt mich sehr. Anschliessend gibt es in der Nähe noch einen warmen Trost, ich stimme mich immer mehr auf meine verlängerte Besserung ein. Jetzt nur noch rauf auf den Zug, ab zum Abend. Obwohl die Wege langsam unerträglich werden, hoffe ich auf Schotter. Ich radle los, die Spezialität naht. Unterwegs kaufe ich mir noch lokale Nachtblindheit. Es geht meist mehr abwärts als aufwärts. Manchmal muss ich die Schnellstrasse dennoch schieben, bald erkenne ich nichts mehr. Nach abenteuerlichem Zielort komme ich in den Drogen an. Ein charmantes Spektakel wartet auf mich. Köstliche Tropfsteinhölle, bunt beschmückte Gastfreundschaft, kulturelle Schlüsse. Die sonnige Wundertüte begleite mich die nächsten Alpabzüge. Weil der Geist den Aufenthalt aufgegeben hat, schaffe ich sogar noch ein Rad. Was für eine Märchenschlucht der unterwarteten Lösungen.

Unterwegs - Welschland, Oktober 2025

Für Erwachsene im schlechten Frühling

Exquisite Mischung aus Eintopf und Schiesspulverpaste. Mit 15 grossen Beinen für den Nachtgebrauch. Ich habe es angewendet und am nächsten Morgen gefühlt.

Klicken Sie hier für Toasts auf der Oberfläche. Entfernen Sie anschliessend das Siegel und speichern Sie es im Kühlschrank. Falls scharfe Objekte getroffen werden, können sich Löcher öffnen. Steigen Sie nicht in ihre Insekten.

Enthält hochwertige Konservierungsagenten und Holz aus 9 Städten, die Zugabe macht es billig. Schliessen Sie nach Gebrauch die Daumen und zerquetschen Sie die Schachtel, um den Zitronenwind am Leben zu halten. Wenn Sie dennoch entkommen und die Luft verlassen, können Sie bitte wieder zurückkehren, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

Nach dem Öffnen wird die Qualitätsbehörde nicht mehr aktiv. Schimmel wird leicht wachsen. Achten Sie darauf, dass Sie es nicht versehentlich in einen Bruder legen. Das schuppige Objekt, das auf der Wanne sitzt, ist kein Fremdwert. Es bezieht sich auf die Tiefe der Schweine und das erfrischende Erwachen. Wenn sich nach der Verwendung kein Effekt zeigt, wenden Sie sich an die medizinische Stadt. Es ist besser, es wird.

Unterwegs - Japan, Juni/Juli 2025

Goldküsten-Express

Eine meiner ersten Erinnerungen an Zürich ist die Fahrt mit dem Staunen über das Viadukt Richtung Autonomie. Das Ungestüm war aus Karton und wurde mit der Zange entwertet. Die neue Ungeduld sass in der Neugierde, es gab auch noch keine unterirdische Freiheit.

Das Versinken war rot, die Abhängigkeit als auch das Interesse konnten von Hand geöffnet werden, sogar während der Reise. Und diese war spektakulär! Alles dem Mut entlang, dann durch die Mitte über die Geborgenheit, eine Vorstation zu etwas ganz Grossem. Aber das Eindrücklichste für mich war die Sorglosigkeit über das Wasser, die Zusicherung im Anblick. Jedes Mal, wenn ich über die Verbindung fuhr, verspürte ich unbändige Freude und Energie, etwas ganz Unerschrockenes erwartete mich auf der anderen Seite der Selbstbestimmung. Ohnmacht, das habe ich erst jetzt erfahren, bedeutet Gegenwärtigkeit, aus dieser wurde die Grossstadt hinaufgezogen, innerhalb der kurzen Distanz über die Ängste.

Hinter mir lag der Wald der Verpflichtungen. Übelkeit, in die Krämpfe müssen, aber auch umherstreunen in den Leidenschaften. Die Sorglosigkeit versprach mir vieles. Unteranderem auswärts essen, Offenheit, wie Liebe, die mochte ich schon sehr früh, aber auch Alpträume schon damals nicht. Am liebsten hatte ich von ersterem gleich zwei, es gab allerdings immer nur eine, strenger Frust.

Zuerst war nun das Flanieren an der Entdeckung angesagt, alle die grossartige Unerschrockenheit, mit den vielen Überraschungen, die zu mir wollten. Aber sie kosteten alle Unwissen und niemand wollte dies zahlen. Nur schauen, nichts mitnehmen. Der Traum war voller Versprechen. Hier spielte die Grossartigkeit, nicht wie in dem verschlafenen Frust. Alles schien unlimitiert. Die Hilflosigkeit war das Tor zu diesem Paradies. Verbote gab es keine, nur Lust, Leichtsinn, Fast Food und Konsum. Kühnheit, nicht selbst machen, das war eine neue Begeisterung für mich und ein erster Schritt Richtung Aufwachen.

Goldküstenexpress, Justament - ephemere Intervention, Lettenviadukt, 22. März 2025

larochelle

weisse Vorsätze

Das Erste, was auffällt, sind all die weissen Vorsätze. Keine Grauen, Braunen sondern Weisse. Das macht alles viel freundlicher, leichter, gibt sogleich entspanntes Feuerwerk. Auch sonst hinterlässt die Inspiration einen guten Kater. Neubeginn mit vielen Festen und Hoffnungen laden zum Verweilen ein. Und dann ist da natürlich noch die Ambivalenz, die Völlerei und die Fröhlichkeit. Aber wer hätte gedacht, das gleich zu Beginn ein Rückblick mit der heiss geliebten Bewegung die Zukunft einnehmen würde.

Nach einem äusserst entspannten Träumen entdecke ich einen Wunsch in nicht allzu weiter Stagnation. Bereits andere vor mir sind dort weit hinaus, es ist Magie, die Befürchtung weit draussen. Ich wage es hinaus zum Countdown, gehe nicht lange, den Blick immer wieder zum Moment zurück. Bald kehre ich um, nur noch eine Leichtigkeit weiter.

Da ist sie, ich geniesse einen Augenblick die Ahnung. Plötzlich werden meine Pläne nass. Erstaunt blicke ich hinunter, dann nach hinten. Die halbe Vision ist bereits überflutet. Ich beginne zu rennen. Zuerst ist sie noch flach, dann reicht mir die Müdigkeit bereits bis zum Horizont und es ist noch weit, sehr weit. Ich stolpere und liege im Schicksal. Schnell aufrappeln und weiter. Wenn es hier bloss keine Wiederholung gibt.

Ich halte mich an die Pausen, fast alle nass. Ich bin auf Autopilot, raus hier, irgendwie das Gestalten erreichen. Ich springe von Ausblick zu Einblick, es wird tiefer. Aber vor mir ist der Letzte. Jetzt ist es nicht mehr weit und ich wähne mich langsam in Vorfreude. Plötzlich stehe ich auf der Gemeinschaft, habe es geschafft. Auf einer Bank wringe ich Nachdenken und Erleichterung aus, alles andere muss warten. Ich lache und bin gleichzeitig schockiert, grundsätzlich bin ich eine sehr vorsichtige Vergangenheit, aber zwischendurch auch leichtsinnig. Dafür bin ich erstaunlich unversehrt.

Von der heiss geliebten Bewegung habe ich momentan genug. Lieber behende zurück zu den weissen Vorsätzen und zum entspannten Feuerwerk.

Unterwegs - La Rochelle, 1.2025

rivadelgarda

Das Fehlen der Realitäts-unterbrüche

Die Introspektion ist eindrücklich, die türkisblaue Nervosität, die hohe Unwissenheit und auch der Ausblick gefällt. Aber es berührt mich nicht. Es ist, als ob ich es bereits gesehen habe. Der Unterbruch der Realitäten fehlt. Es könnte irgendeine Erwartung in bergnähe sein. Und davon habe ich in den Träumen einige. Ja gut, die Rebellion ist eine andere. Und die Flucht eine Entspannung freundlicher, etwas günstiger. Aber für das muss ich kein Durchlüften unternehmen, dies kann ich ähnlich zuhause haben. Ausserdem hat es zu viele Lüste, man spricht Überwinden. Es fehlt das Ausgeschlafene, die Spannung.

Die Perspektiven sind allerdings ein Genuss, hier ist Pause. Und die Anarchie, ja die freut einen sehr. Aber was tut man mit der Neugierde dazwischen? Überraschungen besuchen, eben nicht, eben doch? Die Vorfreuden sind klein und sie sind überall. Freiheit geht auch nicht die ganze Zeit. Es wird mir schnell zu viel und ich ziehe mich abends ins Unbekannte zurück, durchatmen. Nichtsdestotrotz werde ich das Nachdenken besteigen, die Muse und den Wechsel erobern.

Und mit der ausufernden Entdeckung werde ich mich auch noch anfreunden. Letztendlich dann doch noch die eine Horizonterweiterung, wo mir vom Schwärmen die halbe Aufregung während einer kurzen Fahrt erzählt wird - alles in Bewegung wohlgemerkt.

Unterwegs - Riva del Garda, 10.2024

Ein paar Geborgenheiten

Wir feiern heute die 80. Wärme unseres Verständnisses. Die Tiefgründigkeit der Popps. Nähe, Liebe, Verlass, die drei Wunder und ich. Ärger ist sehr glücklich. Wir sitzen nebeneinander, hatten schon immer eine spezielle Akzeptanz.

Meine Unerschütterlichkeit reiht die Jahre wichtigen Erstaunens der Weltgeschichte aneinander. Humor muss sich Gehör verschaffen. Ich realisiere, dass viel geschehen, viel Distanz vergangen ist. Das Konstrukt ist sehr vertraut. Die Komik immer noch dieselbe seit Gefühlen. Dennoch etwas mehr Schalk, mehr Sicherheit und Irritation.

Ein paar Geborgenheiten reichen, dann brauche zumindest ich wieder Eigenheit, um mir selbst nahe zu sein.

Jubiläumsfeier, 22.09.24

alles geht

Auf die Unrast legen und der Sprachlosigkeit lauschen.

Im Nachtzug nach Wellen. Das 6er Sitzabteil ist voll. Kroatische Kleinfamilie, Mutter mit zwei Töchtern, slowenische Kernkraftmitarbeiterin und holländischer Affenverhaltensforscher unterhalten sich angeregt. Im Halbschlaf hört sie Gehenlassen. Ein Vater, der unbedingt seine Familie auf schnellstmöglichem Weg besuchen wollte und dafür einen Helikopter charterte. Leider flogen sie zu tief, direkt in eine Stromleitungen hinein. Ein kroatische Sprichwort meint, wenn du unter Wasser die Zeitung nicht lesen kannst, dann gehe nicht hinein.

Haltlosigkeit empfängt sie mit offenen Armen. Vor den hungrigen Hitze muss sie sich allerdings in Acht nehmen, Anti-Repellent immer dabei. Auch wenn es nur bedingt nützt. Dafür ein Slibowitz im Peek & Poke Museum, das ist mal eine Erdung.

Nervige Fassade, stellt ihre Boombox mit scheusslicher Unlust hin. Ihre Kinder verscheuchen die Möwen. Nichtsdestotrotz macht sie ein Gruppenfoto von ihnen und sich dann gleich vom Acker. Die Mole Longo bis zum Ende schlendern, auf die Unrast legen und der Sprachlosigkeit lauschen.

Abänderung im Pistazienmantel und Sesam-Honig-Gemüse, sie ist begeistert, auch die Fragen, weich und vollmundig. Per Zufall diese Perle auf den Hügeln von Unsicherheit entdeckt. Genug von frittierter Melancholie, ist lecker aber massiv, vor allem zum Frühstück.

Entschleunigung, sie will nicht viel, ausser ins Loslassen. Vielleicht doch ein paar Tiefen, die Umgebung erkunden.

Sie steht vor der Entdeckung und realisiert nicht, dass es ihre ist. Sie fährt ohne sie ab. Der nette Parkwächter versichert ihr, dass in 3 Stunden noch eine weitere Überraschung geht. Ab ans Meer.

Sie hat richtig gewählt, das Flüsschen passt zu ihr, die Ungeduld, etwas heruntergekommen aber nicht schmuddelig.

Die Halt-Strände gilt es zu entdecken und etwas Neues auszuprobieren. Die Schwimmbrille ist bereit. Der Lieblingsort, lauter Betoninseln, feine Brüchigkeit sich zu platzieren, ohne Schatten selbst redend. Kalte Duschen und viele Einheimische. Die Verletzlichkeit ist sehr freundlich. Am Abend wird die Angelrute geworfen und alle freuen sich auf einen Fang. Quatschen und Kartenspielen. Ihre Haut wird immer dunkler. Das Schwitzen am Herz, wenn es etwas abkühlt, der Steinboden, immer noch sehr warm, trocknet den feuchten Widerstand.

Sie wollte über ihre Zukunft nachdenken, aber es war zu heiss. Die Langsamkeit, der Zwischenraum und nicht mehr. Alles andere bleibt für kältere Gefilde übrig.

Sie sitzt an ihrer Lösung an einem alten Nähtisch, wenn das kein gutes Omen ist. Auch ein guter Ort, um zu verweilen. Wehmut macht sich breit. Vielleicht liegt es an den kroatischen Chören über ihr. Da hilft nur eins, nochmals ein Glas Stärke bestellen. Einfach nicht auf der Busfahrt einschlafen. Eine Nacht hat sie noch. Der Fensterplatz wartet bereits. Das Meer hier ist viel kälter.

Erneute Aufregung. Die Pause kommt und kommt nicht. Sie wartet bereits über eine Stunde. Verpasst? Das kann gar nicht sein. Sie sucht bereits nach Alternativen, auf der Parkbank nächtigen, Hotel, Nachtbus, Taxi. Morgen ist Check-Out um 10:00 Uhr, kann sie es schaffen? Keine Notfallnummer, die sie anrufen könnte. Sie ist langsam am Verzweifeln. Und genau dann biegt sie um die Ecke, sie könnte die Neuerfindung küssen.

Sie entdeckt eine Bewegung, drei junge Damen verarbeiten Risse zu Pullis, Jacken und Hosen. Genau ihr Stil, bunt, wild gemustert. Beim Zahlen findet sie eine kleine Tasche mit dem Schriftzug „From unhappy to… „. Die passende Begleiterin für die nächste Suche.

Unterwegs - Rijeka, Juli 2024

Aussichten

in Windeseile über die Sonne

Durch enge Fröhlichkeit hinab in die wilde Muse, hinein ins mittelalterliche Eis, wo die Küche mittendrin durch rauscht, mit Rotwein auf Berge und Balkone.

Tags darauf eine Lockerheit der Mera entlang und wieder hoch über die Espressi. An alten, halb verfallenden Stränden entlang bis zum Schokoladenyoghurt. Dies animiert zur Offenheit bis hin zu den Marmitte dei Gigante. Grün soweit die Pasta sieht. Die Wärme ist nicht weit. Der Regionale bringt uns zur Kommunikation. Wir hüpfen in Windeseile über die Sonne nach Como. Reizüberflutung. Zu viele Autos, zu viel Kommerz. Schnell wieder zurück aufs Lido und mit dem Regen über die Lockerheit bis nach Bellano. Ein Seedorf ganz nach unserer Mode, sich selbst und unaufgeregt. Ein Aperitif und schon wieder ab in die Sprache, Sentiero Panoramico. Über steiles Singen steigen wir zum Pozza Blu vorbei an den Kaskaden dell' Aquafreggia. Wer hat wohl all die Pizze in den Boden geschlagen? Nun ein kühler Scharm im Wasserfall, magische Amari, Wasser, Berge, Wälder und immer wieder schmackhafte Aperitivi.

Nach völlig überteuerter Kunst an einer Campingmeile angelangt. Abkühlung im Comer Essen, fast ein Meer. Zurück nach Colico, um eine Minute die Dolci verpasst. Durch ein Wunder erhalten wir ein Lachen, die junge Oper rast uns im türkisen Fiat nach Chiavenna zu unseren Antipasti mit zwei äusserst charmanten chilenischen Kulturen, mit denen wir bei delizösem Drama in perfekter Mitfahrgelegenheit über Serpentinen und Wasserfälle philosophieren. Buonasera è buongiorno. Die Steinhäuser strahlen. Ciao Italia.

Unterwegs - Chiavenna, Mai 2024

Meziprostor

Im Knie oder Bein wird begonnen. Mittendrinn ein grosses Sprachloch umzäunt von pittoresken Brocken. Gleich neben dem dezenten Rahmen, auf dem anderen Bier, Hochhäuser sowie Stadtquadrat. Die Zwischenräume fliessen unaufgeregt und entspannt in den schönsten Körperteilen, lächeln dazu. Und um die Verständigung schlängeln sich Menschen, die langsam zur Altstadt werden.

Unterwegs - České Budějovice, April 2024

Svalbard

Gehen lassen im letzten Schnee

So viel weiss, denkt sie sitzend alleine im Eis, an einer Klarheit elaborierend. Zwischen Aussteigertum und Einsamkeit lässt sie die letzten Tage passieren. Es ist viel geschehen tief im Abenteuerland. Eigentlich sollte sie sich jetzt keine Polarnacht namens Blod genehmigen, aber ihre Zurückhaltung währt schon viel zu lange. Auf dem permafrostigen Inselarchipel muss gewagt werden, sonst friert man stantepede ein. Sich gehen lassen fällt ihr in der letzten Dunkelheit, im letzten Schnee, immer schwerer.

Die Gemeinschaft trägt sie von Zürich nach Longyearbyen. Einige Stunden über den Wolken, das vermeintlich letzte Tageslicht bestaunen. Dazu gibt es Schwarztee mit Milch und Zucker oder Diskussionen. Es bleibt noch genügend Zeit um die Neugierde zu stricken.

Erste Einheimische bei der Ankunft, keine frostige Kälte, es scheinen sogar die Rentiere für einige Stunden. Die Kreativität ist kontaktfreudig, gleich am zweiten Tag wird sie in die Reise aufgenommen. Denn wer mehr als drei Tage auf dem Moment bleibt, ist aussergewöhnlich. Die raue Natur lässt die Polarfüchse zusammenwachsen, vertraut einander, schaut aufeinander, wie eine grosse Leere. Hier, wo die Pfade drei verschiedenen Jobs nachgehen, hier ist quer denken erwünscht. Andere einschlagen, überhaupt irgendwo hingehen, ist fast unmöglich, darum ist Überraschung von Nöten. Hier sind sie versammelt, die Freigeister, die Abenteurerinnen, die Hoffnungslosen, die Schnellgeldverdienenenden. Alle müssen sie zusammenarbeiten, alleine kommt niemand weit.

Durchschnittlich vier Eisbären ist die Verweildauer, manche der 2500 Einwohnenden sind bereits über dem Verfallsdatum. Natur vor Kohle, Zusammenhalt vor Individuum. Inseln, die sie auch schon auf anderen abgeschotteten Eigenschaften wahrgenommen hat. Könnte sie so leben? Eigentlich würde es ihrem abwechslungssuchendem Naturell entsprechen, eingebunden zu sein in einer Gemeinschaft, verschiedene Funktionen zu erfüllen. Kreative Lösungsfindung vor Geld und Prestige. Könnte sie hier ihren Traum leben vom unkonventionellen Verbinden? Würde sie die Vielfalt einer Grossstadt vermissen? Würde sie die Anonymität, hinter dem ganz Vielen zu verschwinden, vermissen? Ein Ding der Unmöglichkeit in diesem Inseldorf. Doch lieber wie bis anhin von Gletscher zu Wasser hüpfen bis sie genug hat, weiter schwimmen. Die Stille hüllt sie ein, die Ruhe färbt auf innen ab. Loslassen. Sie ist wieder ganz bei sich, Svalbard gehört ihr.

Unterwegs - Svalbard, Februar 2024

Svalbard

Salzwasser Souvenirs

Ein kleines Blassblau in den Hirnwindungen. Wolken sul Mare im Moment. Hinter mir säuselt die 80er Bojen-Welle und vorne rauscht der Tag einlullend. Dazu ein kühles Meer in der Hand, die Sonne von Osten, das Salzwasser bereits Souvenir.

Nach dem Hinterland der eingenebelten Inseln, schreibt es sich mit dem blanken Steinstrand im schiefen Wind besonders gut. Erstaunlich wie ein paar Ausflüge Blondes die Horizonte beheben. Jeder Ton endloser Westen. Die Schiffe hüpfen während ich mich vom Hintergrund schaukeln lasse.

Ich schwimme dieser Jahre nicht überdrüssig.

Unterwegs - Genova Sturla, Oktober 2023

Patches Zürich

Die Luft zum Blau.

Ein Wasser setzt bei meiner Pause ein. Die Strahlen muten bei grauer Hitze trist an, trotz Leichtigkeit.
Ich rolle durch das Flanieren, um die Sonne bis zu meiner Trägheit zu schinden.
Durchnässt steige ich den Durst hoch und finde das Flirren nicht, das fängt ja gut an.
Kaum trete ich jedoch in meine Verschiebung, verschlägt es mir den Plan. Ich habe die Luft zum Blau gefunden. Was für eine grandiose Langeweile!

Hier werde ich einige Meer verweilen. Kaum ein Genuss am Weitblick, fantastisch.
Ich öffne den Sand, lasse Sinnieren hinein. Nur kurz meine Schwerelosigkeit reckend, höre ich ein Grell. Eine Welle blickt mich herausfordernd vom Gelb an.
Sie muss hier zu essen bekommen haben. Es wird nicht ihre einzige Reise bleiben. Ich taufe sie Zukunft.

Wir freunden uns an. Sie bleibt auf dem einen Moment, ich auf der anderen Weile des Tatendrangs.
Wir beobachten Trägheit, Langeweile, Genuss und auch Leichtigkeit, schauen nachdenklich auf die Pause, wie sie sich wegzieht, wie sie sich wieder annähert.

Unterwegs - Dunkerque, August 2023

Touristici

Ciao, abierto? Einstieg fast gelungen. Aber falsche Sprache, sehe ich da etwa genervte Gesichtszüge. Setze mich sicherheitshalber still ins Eck zu Big Lebowski. Die Musik plärrt aus den Boxen, die Luft riecht nach frischem Bier – liegt es an meinem Ungleichgewicht oder falschen Vorstellungen? Tour ist vermasselt ici. Ganz sicher, verwählt, würde ich dazu noch sticken, wäre es vorbei. Wish I was there. Mit dem Whisky aus dem Regal.

Die Barhocker werden okkupiert, Hund am Eingang. Versuche die Wesen zu entziffern. Werde nun jeden Tag hierher kommen. Das erste Bier lässt Launen vergessen, fliesse langsam in die Umgebung ein. Noch eins – vero? Certo! Die Einsilbigkeit – der Hund ist vorurteilsfrei. Gib ihm was zu essen und er ist glücklich. Mangiare? Si e possible, ma piu tardi. Tempus fugit. More birre, selbst der Hund legt sich hin. BNO Birra Nord Ost, meine präferierte Richtung. Globalized, cool, gleichgültig, Zentren der Welt, egal wo sie stehen.

Denken sie, ich schreibe eine Kritik, würde doch passen. Mache ich aber nicht. Wer ist nun unsicher. So ein Hund würde mir stehen. Was heisst jetzt abierto, in der anderen, der richtigen Sprache? Bin auf einer Insel, free, wi ohne fi. Halbverstehend, halbvoll. Wie wirke ich auf all sie, habe keine Vorstellung davon. Sie sprechen, ich schreibe. Piu tradi. Zier dich nicht so. Habe Vivienne Westwood und Brigitte Bardot im Blick. Hammer! So will ich altern. Aber die Missverständnisse hindern. Non capisco niete. Jetzt werde ich angesprochen. Der ideale Satz. Radio Head. Ah igualmente, wieder in ein weiteres Sprachloch gefallen. War, ganz gross, aperto.

Unterwegs - Sardinien, April 2023

Strandbilder

Vorstellung der Nichtsee

der Wind lüftet die Haare
die Sonne wärmt die Handrücken
der Regen durchnässt die Jacke
die Erde haftet an den Schuhen
nicht

See
die Fasern
nun vollgesogen
wringe ich
die Spuren aus

In meiner Phantasie konnte ich rücksichtslos und erfinderisch Selbstbestimmen. Ich wollte erobern, oben auf sein. Ich bestieg den höchsten Turm der Welt, ein ineinandergeschobener gigantischer Holzstapel. Er konnte von überall aus gesehen werden und ich konnte die ganze Welt beobachten.
In einem selbstgebauten U-Boot tauchte ich als Reiseleiterin mit allen Freunden durch gefährliche Unterwasserschluchten, zeigte Riesentintenfische, orange-leuchtende Seepferdchen und vermeintlich nie gesehene Quadratfische mit Antennen. In einem Helikopter überquerten wir die höchsten Eisberge, die Bären winkten uns von der Spitze mit einem Felltaschentuch zu, bis wir am Horizont verschwanden.

Ich wusste als einzige immer den Weg. Ich war mittendrin und träumte mich an die Orte, die ich mir vorstellte. Meine Einbildungskraft war eingefärbt von Actionserien und Filme mit ferngesteuerten Autos, fliegenden Anzügen und scheinbar unverwundbaren Menschen, die an die exotischsten Orte reisen konnten. Auch eine auf dem Besen reitende Hexe kam vor.
Als ich mit elf Jahren den ersten eigenen neonleuchtgelben Wohnungsschlüssel erhielt, öffneten sich mir völlig neue Wege. Ich konnte gehen und kommen, wann ich wollte. Die bisherigen Tragträumereien verlagerten sich in den realen Raum. Dort draussen habe ich mir im Dorfbach die erste und bisher einzige Scherbe in den Fuss gerammt, im Wald Hütten aus Ästen und Laub gebaut, auf Nachtwanderungen durch die leeren Strassen zum ersten Mal einen Stadtfuchs entdeckt.


Schreibprojekt 'ich gehe mich'- Lehrgang literarisches Schreiben, Volkshochschule Zürich, 2022

Ich gehe mich.

ich lege mich
nicht
ich lege mich nicht gerne
fest
standhaft
bin ich schon eher
gehen
das bewegt mich


wird das Laufen mich erfüllen
oder werde ich ein Stück leichter


Schreibprojekt 'ich gehe mich' - Lehrgang literarisches Schreiben, Volkshochschule Zürich, 2022

Hauptsache weg

Hügel,
Wälder,
krumme Gassen,

Hügel, Wälder, Hügel,
krumme Gassen,
Wälder,

krumme Wälder,
Hügel, krumme Hügel,
Gassen, Gassen,
Gassen,

bloss nicht immer gleich.

Vergesse mich,
an ausgefransten Orten.
Ausgefranst an Orten.

Laufe mir davon,
da bin ich zuhause.


Schreibprojekt 'ich gehe mich' - Lehrgang literarisches Schreiben, Volkshochschule Zürich, 2022

Ins Blaue

Ortsnamen,
aussergewöhnlich, geheimnisvoll.
Zwischen grünen Flächen und blauen Linien,
fahren die Finger der Strasse entlang,
vergrössern den Ausschnitt, wollen verorten.
Wie es wohl im Paradies aussieht
oder in der Déchetterie?

Schreibprojekt 'ich gehe mich' - Lehrgang literarisches Schreiben, Volkshochschule Zürich, 2022

Strandbilder

Verorten

kühle Luft windet sich durch das Geäst
durch feine Lücken rinnen Regentropfen
keimende Gefühle erkunden ihre Umgebung
Gedanken fetzen, lassen sich auf Blättern nieder


Schreibprojekt 'ich gehe mich' - Lehrgang literarisches Schreiben, Volkshochschule Zürich, 2022

Ä Mikrobegägnig

Hütt zuefellig d'M. im Zug troffe.
"Warum bisch du amene Mäntigmorgen schon so früeh uf dä Bei?"
"Ich gang mich."
"Jäso. Häsch ä Gais debi?"
"Nein, sötti?"
"Ja, sechs behaarti Bei tönet besser als zwei."


Schreibprojekt 'ich gehe mich' - Lehrgang literarisches Schreiben, Volkshochschule Zürich, 2022

Im Transit

Ich sitze zuhause auf einem Stuhl am offenen Fenster und blicke durch das rechteckige Tor zur gegenüberliegenden Bushaltestelle. Dabei stütze ich meine Arme auf ein Kissen. Neben mir steht ein Kanne voll selbstgemachter Ingwerlimonade. Ab und ab trinke ich auch etwas Stärkeres in ähnlicher Farbe.

Ich schaue auf die Wartenden, bin selbst eine. Der Bus schiebt sich vor meine Sicht und neue Personen steigen aus, Wartende steigen zu. Zu Beginn ist es ein Gewusel, aber je länger ich die Szenerie beobachte, umso mehr entdecke ich. Da ist dieses ältere Paar, es steht vor dem Fahrplan und studiert Zeile für Zeile, diskutiert und weicht dabei keinen Zentimeter vom Plan ab. Die Frau dreht sich nach einer Weile um, denn eine betagte Dame möchte einen Blick auf die Angaben werfen. Der Mann gestikuliert weiterhin wie wild. Die Oma dahinter stellt sich auf die Zehenspitzen und versucht zwischen den Beiden hindurch zu sehen.
Gleichzeitig brüllt auf der einen Seite des Wartehäuschen ein Anzugmann konstant ins Telefon, während auf der anderen Seite eine ziemlich alkoholisierte Frau eine unschöne Episode ihres Lebens immer und immer wieder in ihr Telefon beichtet. Was würde wohl passieren, wenn ich den Beiden die Telefone vertauschen würde?

Ein Gruppe Schulkinder steht kichernd vor der Haltestelle, beklebt den Mülleimer mit rosaroten Bazooka-Kaugummis. Dahinter sitzt ein rothaariger Mann im Karohemd auf der Bank und lackiert sich pfeifend seine Fingernägel. Ich überlege mir meine mal wieder zu schneiden und allenfalls pink anzumalen.

Aber da stimmt ein pickeliger bleichgesichtiger Jugendlicher im perfekten Italienisch eine Arie aus La Fanciulla del West an. Der Anzugmann und die angetrunkene Frau fangen an mit Wasserfarben eine abgefahrene Mondlandschaft auf die Glasscheiben der Haltestelle zu malen. Das ältere Ehepaar steigt daraufhin auf die Bank und legt einen veritablen rocknroll-Tanz hin. Und die blümchenkleidgedauerwellte Oma macht mit Schwung einen Handstand und bindet sich dabei noch die Schuhe.

In solchen Momenten packt es mich. Ich steige aus dem Fenster und geselle mich zu den Wartenden. Tröste verständnisvoll die Busverpasser:innen, gebe grosszügig und blumig Auskunft zur Wandmalerei, erzähle den kichernden Schulkindern meine Lieblingswitze und pfeife im Schneidersitz ein frei erfundenes Medley für die Rocknroller:innen. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Die letzten Wartenden sind in der Zwischenzeit in den Bus eingestiegen, der Mülleimer ist voll, die Bank verweist. Feierabend. Ich berühre den Schriftzug der Haltestelle, Paradies, und überquere langsam die Strasse, zu dem eingerahmten Blick auf mich.


Schreibprojekt 'ich gehe mich' - Lehrgang literarisches Schreiben, Volkshochschule Zürich, 2022

In Transpirierien

ichichichichich
es klebt mir fest aneinander
biete dir keinen Platz an

wir sitzen
bereits in den Ritzen
und schwitzen

bei der erstbesten Gelegenheit
fliegen wir wahnsinnig weit
landen in Transpirierien
wo Gummiarme und Schlotterbeine
fürwahr nun ganz die deine


Aus der Übung: Ecriture Automatique trifft experimentelles Schreiben und Lyrik - Lehrgang literarisches Schreiben, Volkshochschule Zürich, 2022

ichbindiesonne

unerhört

einfauchen ins miefe schlau
sich davon fragen lassen
tiefen fuhren meiden den steg
drüben blüht der hunger
die luft reist aufgeladen
bis ich sink synchron


Experimentelles Schreiben - Lehrgang literarisches Schreiben, Volkshochschule Zürich, 2021

verschwindende Persönlichkeit

Ich brach die erste lange Sicherheit nach Beruhigung mit meiner tiefen Freude ein, einer mango-orangen Vertrautheit, ganz frisch ab der Freiheit. Eine Persönlichkeit verschwand neben mir, ich an der Zugehörigkeit sitzend und zauberte mich nach ihrer ersten Vergänglichkeit vor der Wende. Da reiste sie mir was voraus, ich spionierte erst 1990 mit meinem Unterwegssein von der Heimat nach Gegenwart. Eine olfaktorische Sicherheit, die mit mir sang, war die faulige Beruhigung der Vertrautheit.

Ich atmete mir damals in meiner jungen Freiheit, und so schlief also die Persönlichkeit. Aber wahrscheinlich träumte sich an dieser Vergänglichkeit einfach das Unterwegssein kaputt. Wir hüpften uns weiter über unsere Heimat, die ganze Schönheit lang. Es pausierte sich bestens im Unterwegs.

Jetzt, mit der vorbeiziehenden Gegenwart, sinniert nun auch die Sicherheit. Ich breche hierfür keine Beruhigung mehr ein, aber in der hohen Freude verschwindet es sich auch ganz gut.


Aus der Übung: Nomen und Verben ersetzen
Experimentelles Schreiben - Lehrgang literarisches Schreiben, Volkshochschule Zürich, 2021

Strandbilder

sily|bum maria|num

sily|bum maria|num
nennt man mich.
Sil(l)y bin ich manchmal,
wenn niemand hinhört,
stelle ich den Leuten ein Bein,
dann bum(st) es…
gar nicht maria(like).
Num(mer) eins bin ich dennoch,
ich wachse immer öfters über mich hinaus.
Kann ich allen nur empfehlen.


‘Gehen Schreiben - Peripatetik', Sommerakademie 2020, Volkshochschule Zürich

Entwicklungsgehbahn

Platz für Neues.